Zu einem Sozialbegräbnis - in Wien durch die Bestattung Wien - kommt es, wenn binnen Frist kein Begräbnis bei einem Bestatter ihrer Wahl z.B. durch Angehörige in Auftrag gegeben wurde, unabhängig, wer die Kosten übernimmt. Früher einmal konnten beide Begräbniskosten auf den Steuerzahler abgewälzt werden, wenn für den Verstorbenen seine Begräbnisausgaben aus seinem wirtschaftlich verwertbaren Nachlass nicht bezahlt werden konnte.

Die Gesetzgebung hat sich - vielleicht auch dank Sternenkind.info - inzwischen dahingehend geändert, das Begräbnisse im Auftrag der Angehörigen nicht mehr auf den Steuerzahler abgewälzt werden können, also aus dem wirtschaftlich verwertbaren Nachlass oder einer anderen Quelle (z.B. Versicherung) oder durch Angehörige bezahlt werden müssen.

Die Einsamkeit, Beziehungslosigkeit und das alleine Leben nehmen zu: Das einer ohne dem Beisein von Angehörigen oder Freunden beerdigt wird, hat nicht immer einen wirtschaftlichen Hintergrund.

Wien Krone, 23.10.2016

Zentralfriedhof > Bereits drei Sozialbegräbnisse täglich > Stadt trägt die Kosten

Arm und allein am letzten Weg

Wer mittellos stirbt oder niemanden hat, der die Kosten trägt, dem zahlt die Stadt das Begräbnis. Jeden Morgen ab 8.10 Uhr werden sie auf dem Zentralfriedhof beigesetzt. Und sie werden immer mehr. Im Schnitt gibt es drei "Armenbegräbnisse" täglich.*

2015 zählte Wien 955, heuer geht die Zahl auf die Tausendermarke zu.

Wahrscheinlich hat sich Frau X. ihr Begräbnis mal anders vorgestellt. Mit Familie, Freunden oder Kindern, die sie am letzten Weg begleiten, mit einer Grabrede und einer Trauerfeier, bei der Geschichten über sie erzählt werden. Als die 60 jährige am 17. September stirbt, kümmert sich niemand um ihr Begräbnis. Nach einem Monat wird sie letztlich bestattet. Morgennebel liegt über der Halle 3 auf dem Zentralfriedhof. Ihr Sarg liegt zwischen Kerzen im Saal E. Die Stühle davor - sie bleiben leer.

Weitere drei Sozialbegräbnisse finden an diesem Morgen, jeweils um 8.10 Uhr und 8.20 Uhr, in den Nachbarsälen statt. Verwandte versammeln sich mit Blumensträußen. Ein Geistlicher ** beginnt die Verabschiedung. "Die meisten haben Angehörige. Aber die Leute haben kein Geld. So sind die Zeiten", kommentiert ....., der den Ablauf koordiniert. Unter 4000 Euro *** gibt es kein "normales" Begräbnis. "Wir haben täglich drei oder vier Sozialbeisetzungen" so ein Mitarbeiter, der seit 33 Jahren bei der Bestattung Wien arbeitet. Auch Familienwerte haben sich gewandelt.

Beim Sozialbegräbnis gibt es eine einfache Zeremonie, einen schlichten Sarg, einen Platz zwischen normalen Gräbern, eine Holztafel.

2015 zahlte die Stadt für 955 Sozialbestattungen 1,7 Millionen Euro. Heuer fanden bis Oktober schon über 800 "Armenbegräbnisse" statt.

Alles geht schnell. Die Bestatter umhüllen den Sarg von Frau X. mit einer Samtdecke **** auf dem schwarzen Leichenwagen. Totengräber begleiten sie, legen ihr rot-weiße Blumen **** aufs Holz. In letzter Sekunde kommen plötzlich drei Angehörige angelaufen, um sie doch noch zu verabschieden.

* die 4 Sammelverabschiedungen für jeweils ca 200 Fehlgeburten werden nicht mitgezählt, finden aber ebenfalls in der Halle 3 zu so früher Morgenstunde statt.

** wenn der Verstorbene röm. kath. getauft war, wird ein Seelsorger vom einsegnungsdienst.at eingeschaltet, auch wenn der Verstorben zu Lebzeiten aus der röm. kath. Kirche ausgetreten ist. Für seinen Einsatz verrechnet er auch bei einem Armenbegräbnis seine Stohlgebühr.

*** für ein Sozialbegräbnis verlangt die Bestattung Wien ca. 1700 Euro, dazu kommen z.B. die Ausgaben für den Grabplatz - was die Friedhofsverwaltung verlangt. Der erste Posten bei einem Begräbnis im Auftrag der Angehörigen - nicht bei einem Sozialbegräbnis! - ist jene Ausgabe, welche der Bestatter in der Klinik bezahlen muss. Daran anschließend erhält der Bestatter die Leiche. Es folgt ein Berichtet über Anstalts- bzw. Prosekturgebühren.

In der Friedhofsverwaltung nach fragen: Der Wiener Zentralfriedhof hat mehrere Gebührenklassen, je nachdem wie weit weg von Tor 2. Pro Begräbnisjahrgang werden 1 - 2 Gruppen bestimmt, in denen in diesem Zeitraum Sozialbegräbnisse stattfinden. Innerhalb der Mindestruhezeit haben die Angehörigen Zeit, die Begräbnisausgaben zur Gänze zu bezahlen. Auf dem Papier wird gegen eine ca 200 E Gebühr umgeschrieben und damit das Begräbnis einem Begräbnis im Auftrag der Angehörigen gleichgestellt. Anschließend kann den Angehörigen ein Nachnutzungsrecht angeboten werden, nur dann ist das Aufstellen eines Grabsteines sinnvoll bzw. erlaubt.

**** Die Bestattung Wien arbeitet sehr symbolreich und stellt dabei auch jeden Handgriff in Rechnung, etwa die Verwendung einer Samtdecke oder dem aus 5 Nelken gehalten Strauß in den Farben rot und weiß, abgeleitet von den Landesfarben des Wiener Stadtwappens. Einfache unkremierte Begräbnisse oder kremierte Bestattungen im Auftrag der Angehörigen können bei kleinen Bestattern billiger als 4000 € gestaltet werden, weil kleine Bestatter weniger Posten kennen und daher nicht so viel in Rechnung stellen ... 

Meines Wissens hat Architekt Dr. Riccabona die Gruppe 35b am Wiener Zentralfriedhof gestaltet, nach dem die Gruppe an der Oberfläche geräumt und anschließend neu gewidmet wurde.

Mag. Wagner von der Luegerkirche hat am 6.12.2000 nach röm. kath. Ritus diese Gruppe und die erste Urnenbeisetzung begleitet. Nach 10 Jahren bat ich ihn um einen Rückblick und ich erhielt diesen auch .... 

4.12.2009 Blick in die Urnengruft der Gruppe 35b am Wiener Zentralfriedhof
4.12.2009 Blick in die Urnengruft der Gruppe 35b am Wiener Zentralfriedhof

4.12.2009 Blick in die Urnengruft der Gruppe 35b am Wiener Zentralfriedhof. Eine Urne wird ca zu 50% voll: Wien Sammelkremierung von jeweils ca. 200 Fehlgeburten vier mal pro Jahr.

Der Blick in den Urnenschacht zeigt die Vorgehensweise der Befüllung: Die Urnen stehen dicht bei einander. Wenn eine Ebene voll Urnen ist, wird Sand dazwischen gefüllt. Anschließend erfolgt ein Holzbrett, das zur Abdeckung und Zeitgleich als neuer Boden dient. Dieser Urnenschacht wurde für 30 Jahre konzipiert.

Foto von Mag. Elisabeth Widensky

Geschlossener Urnenschacht aufgenommen am 6.12.2000. 1995 - 2005 hat sie u.a. die SHG Regenbogen Wien geleitet.

Zusammen mit Ihrem Cousin Pfarrer Pauser gestaltet Sie jeweils am 28.12. in der Pfarre Kagran eine Gedenkfeier (Fotos auf Sternenkind.info sind von 2016). Beiden verdanke ich mein Wissen über einen Muttersegen vor und nach der Geburt.

Mit 1.1.2017 ist es so weit: wegen der Fehlgeburten sind neue Gesetze in Kraft getreten. Änderung des Mutterschutzgesetzes, des Väter-Karenzgesetzes und des Angestelltengesetzes, mit 1.4.2017 kommt die Dokumentation der Fehlgeburten am österr. Standesamt. Unter 2016 und in meinem Buch Ein Chaos im Bestattungsrecht und der Totenfürsorge: wird sichtbar bei verstorbenen Kindern mit oder ohne Sterbeurkunde ist der lange Weg  dokumentiert.

Die einfachen Gräber in der Gruppe 35b werden von Hand ausgehoben und wieder befüllt. Das Schild können Angehörige seit 2008 mitgestalten ....

Auf aktuelle Friedhofsordnung achten: Nach Ablauf der Mindestruhezeit wird von Hand auf der Oberfläche geräumt und anschließend neu Belegt.

Herr Vikenscher von der Feuerhalle Wien Simmering in Gespräch mit Sternenkind.info:

Das Bestattungsrecht im Auftrag der Mutter hat Vorrang vor dem Bestattungsauftrag der zuständigen Gesundheitsbehörde.

Wenn die Angehörigen sich weder für ein 'Armenbegräbnis' noch für ein 'Begräbnis im Auftrag der Angehörigen' entscheiden, findet eine Zuführung zu Klinikmüll von während der Schwangerschaft, Geburt oder kurz danach verstorbenen Kindern statt. Das betraf seit Jänner 2001 bis Sommer 2008 viele unter 500 Gramm schwere Kinder, aber auch 3 - 4 über 500 Gramm schwere Kinder. Jährlich gibt es ca 35.000 Schwangerschaftsabbrüche, mehrheitlich in Wien, die Zuführung zu Klinikmüll ist üblich.

Dem entsprechend findet Trauerarbeit auf dem Grundstück der Feuerhalle Wien Simmering bei den Urnenschächten für Klinikmüll durch Angehörige statt. Doch um ein der Frau gehörendes Gewebe zu trauern gilt als 'krank', daher sind die Mitarbeiter angewiesen, abgelegte Trauerschmuck zu entfernen.

Über eine von zwei Formen des Wiener Armenbegräbnises der Fehlgeburten: Die Fehlgeburten werden in Wien im gesetzlichen Auftrag gesammelt und durch die Bestattung Wien zur Feuerhalle Wien Simmering gebracht. Hier werden Fehlgeburten in ihren angelieferten Behältnissen in einem großen Feuersarg gesammelt.

Mit 20 - 30 Fehlgeburten ist so ein einfacher großer Feuersarg voll und es wird Kremiert. Bei Hitzewellen im Sommer kann es vorkommen, das wir auf Grund fehlender Kühlung nicht warten, bis der Feuersarg voll ist. Mit 2 - 3 Feuersärge pro Quartal finden wir das auslangen. Die Asche kommt in eine Urne und diese ist ca zur Hälfte Pro Quartal gefüllt. Die Zahl der im Auftrag der MA 15 versorgten Fehlgeburten finden sie hier.

So lange keine Kremierung statt gefunden hat, kann ein Bestatter im Auftrag der Angehörigen in den Feuersarg greifen und die Fehlgeburt herausnehmen, denn ein Begräbnis im Auftrag der Mutter/ der Angehörigen hat bis zu Letzt Vorrang vor einem Begräbnis im Auftrag des zuständigen Gesundheitsamtes!

Seit Bestehen der Feuerhalle Wien Simmering haben wir im Auftrag der Angehörigen auch Fehlgeburten einzeln kremiert!

Ein 3500 - 4000 Gramm schwerer Todesfall hinterlässt im Todesfall einen großen Fingerhut voll Asche, daher der Hinweis von Sternenkind.info auf Kinder-, Mini- und Schmuckurnen.

Plan der Friedhofsverwaltung

Plan von Sternenkind.info bezüglich der Wege, welche bei einer Sammelverabschiedung der Fehlgeburten wichtig sind, siehe auch Ablauf der S ...

Die erste Urnen waren weinrot und tannengrün. Der ORF Beitrag - Orientierung - Allerseelen 2006 machte es möglich: seither sind die Urnen weiß mit goldenen Motiven: Wenn der Tod am Anfang steht - „Babygrabfeld“ auf dem Zentralfriedhof Macromedia Flash 5 Player downloaden (kostenfrei)

Film: Wenn der Tod am Anfang steht - „Babygrabfeld“ auf dem Zentralfriedhof http://religion.orf.at/projekt03/tvradio/orientierung/or_061029_fr.htm ist ein 8 Min. Beitrag, welcher im ORF und 3 Sat zu Allerheiligen/ Allerseelen 06 ausgestrahlt und wenige Tage zuvor am Wiener Babygrabfeld gedreht worden ist.

Luftballon: Bis zum 2.10.2013 durften nach der Bestattung der Aschenkapseln von den Eltern Luftballons losgelassen werden in Verbindung mit der oben beschriebenen Sammelverabschiedung der Fehlgeburten. Dazu mussten für max. 50 Stück die Richtlinien der Flugplatzkontrollstelle Wien-Schwechat sowie die Auflagen der Magistratsabteilung 64 – Rechtliche Bau-, Energie-,Eisenbahn- und Luftfahrtangelegenheiten beachtet werden. Ein ähnliche Bewilligung hatte die SHG Regenbogen Wien. Seit 3.10.2013 ist das steigen lassen von kleinen Luftballons und Schaumherzen und vergleichbares ausdrücklich verboten.

In der Gruppe 35b am Wiener Zentralfriedhof befinden sich die bislang einzigen Kindergräber = 1/2 Erwachsenengräber Wiens.

Die Grabgröße wird nicht voll ausgeschöpft, denn es könnten in diese Grabgröße Särge bis 120 - 140 cm Länge.

Ablauf der Sammelverabschiedung der Fehlgeburten

Statistik zur Gruppe 35b

Österreich gehört dzt. noch nicht zu den (Bundes-)Ländern, welche sich für die Aktion Allen Menschen ein Grab entschieden haben.

Achtung Widerspruchsregelung: Die 'Bestattungspflicht' in Wien gilt nur für jene während der Schwangerschaft, Geburt oder innerhalb der ersten Lebenswoche verstorbenen Kinder, wenn die Mutter sich Fristgerecht darum kümmert, bevor das Kind den Mutterleib verlassen hat. Angehörigen ist erlaubt, das sie im Auftrag der Mutter handeln dürfen.

 

Dr. Fiala von Gynmed: Ich weigere mich, meine Patientinnen zu dem Ihnen vorrangig zustehenden Bestattungsrecht an Ihrem Kind aufzuklären. Wenn die Patientin ihr Gewebe haben und mit nach Hause nehmen will, soll sie das von sich aus mir vor dem med. Eingriff sagen. Ich will nicht Wissen, was Sie mit Ihrem Gewebe macht.

 

Weiterführende Info siehe

120 SSL/ CRL Grenze, entsorgt über den Hausmüll, fixiert in Parafin, 40 Jahre Fristenlösung in Österreich um nur einige Situationen zu erwähnen.

 

Nachvollziehbar wird dem Kind gegenüber die fehlende Menschenwürde - dabei hat jedes Kind ihm persönlich zustehenden Rechte - z.B. ab den jährlich ca 35.000 mehrheitlich in Wien abgetriebenen Kindern und der Begräbnisstatistik der Gruppe 35b .....