Krone 8.9.2019 Die Sorgen der Seelsorger

Was sagt man Eltern, die ihr Kind verloren haben? Einem Menschen nach einer Krebsdiagnose? Einer Pensionistin, die eine wichtige Operation verweigert, um ihren Mann nicht allein zu lassen? Viele sind von solchen Situationen überfordert. Nicht nur die Betroffenen selbst. Auch Ärzte, Krankenschwestern und Angehörige.

Gerade in Krankenhäusern braucht es so dringend psychologisch geschultes Personal. Menschen, die auf das acht geben, was selbst die Schulmedizin oft aus dem Blick verliert: die Seele.

Die evangelische Kirche beschäftigt, genauso wie die katholische Kirche und andere Glaubensgemeinschaften, eigene Krankenhauspfarrer, die in großen Spitälern rund um die Uhr zur Verfügung stehen. Sie führen Nottaufen durch und begleiten Sterbende. Sie beten, singen und reichen das Abendmahl am Krankenbett.

Oft schweigen sie auch nur gemeinsam mit dem Kranken, halten Hände, machen Mut und schenken Trost.

"Das miteinander reden macht den Hauptteil unserer Arbeit aus. Und die meisten Patienten sind so dankbar, wenn sie sich einfach mal die Sorgen von der Seele reden können. Wenn jemand  für sie da ist, ohne etwas zu wollen. Jemand, der ihnen unvoreingenommen zuhört" erzählt Margarita Freissmuth, die seit Jahren ehrenamtlich im Wiener AKH als Seelsorgerin arbeitet. Hunderte Menschen hat sie dort schon kennengelernt. Ratlose, ängstliche, verzweifelte, traurige, frustrierte und wütende. Viele in persönlichen Extremsituationen. Kaum einer von ihnen hätte von sich aus nach Seelsorge gefragt. Und trotzdem waren alle froh, dass Freismuth gekommen war. Und wer wirklich nicht reden will, muss das nicht. Krankenhausseelsorger sind die einzigen Spitalsmitarbeiter, die wieder weggeschickt werden können.

In Zukunft könnte das aber gar nicht mehr nötig sein. Denn die aktuellen Datenschutzbestimmungen im AKH und anderswo machen es den Seelsorgern unmöglich, die eigenen Mitglieder zu finden. Während das evangelische Seelsorgeteam früher eine Liste mit jenen Patienten bekam, die angegeben hatten der evangelischen Kirche anzugehören, ist das aktuell aus Datenschutzgründen untersagt.

Wer Seelsorge möchte, muss das explizit angeben und unterschreiben, dass die Daten weitergegeben werden dürfen. "Das tun die wenigsten. Entweder weil es ihnen unangenehm ist, Bittsteller zu sein oder weil sie bei der Aufnahme ins Krankenhaus andere Sorgen haben, als die Frage, wer zu Besuch kommen darf" sagt Freissmuth. "Die neue Regelung macht unsere Arbeit beinahe unmöglich. Das ist ein großer Verlust für die Patienten, aber auch das Krankenhauspersonal, das durch unsere Arbeit entlastet wurde.", sagt Freissmuth und fragt: "Was wiegt mehr? Der Schutz der Daten oder der Schutz der Seele?"

Laut der deutschen Verfassung ist Würde keine Eigenschaft, sondern dem Menschen innewohnend. Sie gilt (entwicklungsunabhängig) für alle Menschen, ohne dass hierfür Leistungen erbracht oder bestimmte Qualitäten erfüllt werden müssen. Würde ist demnach unabhängig von Lebensqualität. Ein Verlust durch fortschreitende schwere Erkrankung und zunehmende Pflegeabhängigkeit führt demnach nicht zu einem Verlust der Würde. Dennoch - was kann der Grund sein dafür, dass es sich für viele schwerstkranke und sterbende Menschen so anfühlt?
Peter Bieri beschreibt in seinem Buch "Eine Art zu leben" https://amzn.to/2Y922oD
drei Dimensionen der Würde:
- die Art, wie ich von anderen Menschen behandelt werde
- die Art, wie ich andere Menschen behandle
- die Art, wie ich zu mir selbst stehe
Diese drei Dimensionen sind untrennbar miteinander verknüpft, bedingen sich gegenseitig und greifen ineinander. So lange der Mensch gesund ist, ist er in der Lage, das Ineinandergreifen zu beeinflussen, denn so, wie er zu sich steht, steht er auch zu den anderen. Dies bewirkt wiederum, wie andere ihn, aber auch wie er andere behandelt. Geht die Fähigkeit etwa durch Krankheit, Trauer verloren, können die von Bieri beschriebenen Dimensionen der Würde nicht mehr aktiv beeinflusst werden oder nur mehr eingeschränkt rudimentär beeinflusst werden.
Hier kommt der Pflege eine besondere Verantwortung zu, denn es ist ihre Verpflichtung, "...auch wenn es durch Trauer, Krankheit, Altern und Behinderung zum Abbau der Persönlichkeit kommt, hinter der zerbrochenen Persönlichkeit die Person, in ihrer einmaligen und unverlierbaren Würde zu sehen und sie entsprechend zu achten und zu behandeln".

Auszug aus der Zeitschrift für Palliativmedizin 4/Juli 2019

Ein Zeichen setzen für die Würde

Man sagt: das der Mensch seine Verstorbenen begrabe mache aus den Unterschied zum Tier.

Bei genauerer Betrachtung: Ein Zeichen zu setzen für jedes einzelne während der Schwangerschaft, Geburt oder kurz danach verstorbene Kind ist gar nicht so einfach, weil z.B. nicht alle in der Medizin erfassten Leibesfrüchte der Zuführungspflicht zur Totenbeschau unterliegen - Totenbeschau ist der erste Akt zu einem Begräbnis, zumindest zu einem Begräbnis im Auftrag der Angehörigen, wenn anschließend ein Bestatter tätig werden darf.

Doch leider gibt es nicht nur Gesunde und Wirtschaftskräftige Struckturen bei Arzt und Angehörigen eines Verstorbenen, sondern auch seelisch kranke und / oder kriminelle Menschen. Diese können das Darknet verwenden und mit der Währung Bitcoin bezahlen.

Das Darknet können Sie sich wie einen Eisberg vorstellen: Google, Facebook und das mir vertraute Internet ist nur die sichtbare Spitze. Darunter spielt sich alles ab, was verboten ist. Es ist ein Tummelplatz - u.a. der Seelisch kranken, der Süchtigen, Pädophilen, Kannibalen - darunter auch Ärzte.

Für Österreich wird seit Jahren gesagt, das es jährlich 35.000 Schwangerschaftsabbrüche gibt, mehrheitlich in Wien, mehrheitlich in der ersten Schwangerschaftshälfte. Was passiert in Wien mit den Jährlich 35.000 Kindern?

In Wien sind Fehlgeburten unter 120 SSL von der Totenbeschau ausgenommen, siehe https://www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe?Abfrage=LrW&Gesetzesnummer=20000276 was etwa der 18. Schwangerschaftswoche entspricht. Damit ist es in Wien auf den ersten Blick jedem Arzt, jeder Hebamme selbst möglich zu entscheiden, ob den Angehörigen die eigene kleine Leibesfrucht persönlich mitgegeben wird. Allerdings hat jedes Krankenhaus auch seine eigenen Gesetze, so dass die Zuführung zur Totenbeschau klinikintern anders geregelt sein kann, ebenso die Einbindung eines Bestatters, etwa das bei einem sozialen Begräbnis immer ein der selbe Bestatter (in Wien die Bestattung Wien) zum Zug kommt.

2015: 'Laut österr. Bundesministerium für Familie und Jugend besteht in Wien, Niederösterreich, Burgenland, Salzburg, Steiermark und Vorarlberg für Fehl- und Totgeburten Bestattungspflicht - in Kärnten, Oberösterreich und Tirol besteht für Totgeburten eine Bestattungspflicht, für fehlgeborene Kinder ein Bestattungsrecht. '

Sternenkind.info sagt: wenn der Totenbeschau zugeführt und anschließend als Fehlgeburt definiert, dann unterliegen diese Kinder der Bestattungspflicht, unabhängig davon, ob die Angehörigen einem Bestatter ihrer Wahl den Bestattungsauftrag geben oder nicht.

Wien: An den Zahlen der Gruppe 35b sieht man, das die meisten der in der ersten Schwangerschaftshälfte verstorbenen Kinder offenbar in dunkle Kanäle verschwinden, oder will das zuständige Gesundheitsamt behaupten: alle 35.000 werden jährlich im Auftrag der Angehörigen als Fehlgeburt kremiert oder unkremiert beerdigt?

2016: Ein KAV - Wien mitarbeiter sagte über eine Hausinterne Untersuchung: nur etwa 10% aller während der Schwangerschaft, Geburt oder kurz danach verstorbenen Kinder werden anschließend im Auftrag der Angehörigen beerdigt.

Das Bestattungswesen ist weltweit ein Bestandteil der Abfallwirtschaft. Freilich gibt es auch Berichte über illegale Abfallwirtschaft. Europol hat folgende illegalen Märkte im Visier: Diebstahl von geistigen Eigentum,  illegale Migration, Wettbetrug, Eigentumsdelikte, Menschenhandel, Waffenschmuggel, Geldwäsche, Cybercrime, illegale Abfallwirtschaft, Wildtiermafia, Betrug, Drogenhandel, (durch Drogenhandel machen die Banden einen Umsatz von 24 Milliarden €!), 60% der Verdächtigen sind EU - Bürger, 180 Nationen sind involviert.

 

 Krone 12.3.2017

Europol - Bericht zur Kriminalitätslage > Drogenhandel, Schlepperei, Cybercrime

5000 Verbrecherbanden aktiv

Klaus Loibnegger berichtet aus Den Haag

"Wir stehen vor großen Herausforderungen" - so Europol - Chef Rob Wainwright bei der Präsentation des Berichtes zur aktuellen Kriminalitätslage. Demnach hätten in Europa noch nie so viele organisierte Banden zeitgleich (rund 5000!) ihr Unwesen getrieben. Allesamt Verbrecher, die im wahrsten Sinne des Wortes keine Grenzen mehr kennen.

"Die Kriminalität hat ein neues Zeitalter erreicht. 'Einfache' Diebe, Räuber oder Einbrecher gibt es kaum noch - die Verbrecher von heute agieren gleich in mehreren Kriminalitätsbereichen", erklärt Europols Anti - Mafia - Boss David Ellero.

So sei es mittlerweile üblich, dass ein Autodieb auch für Menschenhändler 'arbeitet', sich Einbrecher mit Drogenhandel ihr Taschengeld sich 'verdienen' oder Schlepper mit Terroristen Waffengeschäfte machen.

Nicht weniger als 5000 organisierte, teils vernetzte Banden sollen laut Analysen und Daten der europäischen Polizeibehörde derzeit im Schengenraum ihr Unwesen treiben.

Die wohl größe Herausforderung bei der Jagd auf diese: das Internet und das technische Know-how der Verbrecher.

Ellero: "Noch nie war es in Europa so einfach für organisierte Banden. Dank Digitalisierung können sie rasch und verschlüsselt kommunizieren, es gibt keine Grenzen, und reisen ist billiger als früher."

Was sein Kollege Robert Crepinko, Anti- Schlepper-chef von Europol, bestätigt: "Die Täter werden auch zunehmend raffinierter in Sachen Ausweisfälschung. Seit Ausbruch der Flüchtlingswelle - im Jahr 2016 wurden an unseren Außengrenzen 510000 Illegale registriert - haben sich viele Banden dahingehend 'umgeschult'.

Und dennoch: Die größte illegale Baustelle - neben der Internetkriminalität - bleibt die Suchtgift - Kriminalität. Pro Jahr würden Banden 24 Milliarden E damit machen. Erschreckend: Täglich tauchen auf europäischen Boden zwei neue synthetische Drogen auf ...

Endlichkeitskultur

Gedanken zur Postmortalen Menschenwürde

von Juliane Uhl

 

Die Würde des Menschen ist unanstastbar - so zumindest steht es in deutschen Grundgesetz, so sollt es sein. Doch schon die Betrachtung der Zustände lebender Menschen lässt am Realitätsgehalt dieses Grundrechtes zweifeln. Der Gedanke an eine postmortale Menschenwürde ist Gegenwart, in der am laufenden Band in Kranken- und Altenhäusern gestorben wird fast schon sonderbar. Gibt es das überhaupt - Menschenwürde nach dem Tod? Ja, das gibt es bzw. das sollte es geben. Die postmortale Menschenwürde ist gleich bedeutend mit dem, was wir allgemein uter Totenruhe verstehen. Und mit dieser verhält es sich aus juristischen Gesichtspunkten ein wenig merkwürdig: Denn während es Behörden den Angehörigen untersagen, Urnen mit nach Hause zu nehmen oder umbetten zu lassen, weil das die Totenruhe stören würde, sehen Ordnungsämter kein Problem darin, Menschen unwürdig anonym bestatten zu lassen. Für mehr sei eben einfach kein Geld da. Doch es handelt sich dabei nicht nur um die Frage des Geldes, sondern um Prioritäten. Welchen Wert messen wir einem Toten bei? Würde ist kein finanzielles Thema, sondern eines der Motivation. Sie wirdeinem Menschen zugestanden, weil es sich so gehört und weil es einfach menschlich ist. Und zur Würde eiens Verstorbenen ghört, dass er anständig angezogen ist und einen Grabplatz bekommt, an dem sein Name zu finden ist. Das ist alles machbar, wenn man es will.

 

Die Menschenwürde ist ein individuelles Grundrecht, welches der Staat schützen muss. Und diese Schutzpflicht besteht auch nach dem Tod. Doch der Staat kann die Würde nicht garantieren. Die Mnschen, die mit dem Topd in Berührung kommen und mit ihnen arbiten, sind in der Pflicht ein würdevolles Umfeld zu gestalten. Dabei ist es fast egal, wie die Räume aussehen, in denen die Toten "gelagert" werden. Wichtig ist, dass Angehörige, Pflegende, Ärzte, Bestatter und Krematoriumsmitarbeiter anständig mit ihnen umgehen. Die Kultur einer Gesellschaft funktioniert nicht, weil sie in Leitbildern zusammengefasst und ausgedruckt in den Fluren von öfentlichen Institutionen hängen. Kultur ist ein gelebtes Gut. Und sie funktioniert nur, wenn Menschen dafür einsetehen. Dann ist postmortale Würde mehr als nur ein niedergeschriebenes Versprechen.

Entnommen der Zeitung Drunter & Drüber

Das Magazin für Endlichkeitskultur.

Vom Leben und Arbeiten mit dem Tod

1 Oktober 2015

www.dud-magazin.de

www.funus-stiftung.de