'Verbrechen', ' zu milde Strafe', kam nicht ins Gefängnis', 'Nach Hause (Ort des Verbrechens) entlassen' usw.: Es vergeht kein Tag, an dem in der Tageszeitung nicht wenigsten über einen Sex- Täter berichtet wird.

Mit viel Abstand zum in der eigenen Kindheit erlebten Verbrechen - der Stiefvater hatte sie mehrfach vergewaltigt, er wurde verurteilt, saß 3 Jahre ein und anschließend wurde er nach Hause entlassen, griff das Opfer zur Selbstjustiz, dem gesunden Eigenschutz: sie lief als 8 jährige (!) von diesem Zuhause weg, sagte niemanden ihren Namen, erreichte damit, das sie in einem Kinderheim aufgenommen wurde. Als sicher war, das sie für den Rest ihrer Kindheit gewiss im Kinderheim bleiben dürfe, sagte Sie ihren Namen. Der Mutter hat sie verzeihen, das sie sich nicht schützend vor ihre Kinder sich stellte, dem Stiefvater hat sie verzeihen - er starb Jahre später in der geschlossenen Psychiatrie. Beide müssen sich ihr Verhalten vor dem himmlischen Richter ausmachen, ebenso jene, die am irdischen Boden weg, statt hingesehen haben.

Die Betroffene sagt: ich konnte den Horror seelisch überleben, weil ich mir in der Rückerinnerung das Gute belassen habe, was die Verbrecher mir gegeben haben: Meine Mutter hat mich lebend geboren, mein Stiefvater hat neben der Arbeit Alteisen gesammelt und dieses verkauft und von diesem Geld für uns Kinder Lebensmittel gekauft - denn Mutter erhielt seinen Gehalt persönlich von dessen Chef! Anschließend kaufte Mutter für uns Kinder für einem ganzen Monat 3 kg Brot, einen Becher Marmelade oder Honig. Den Rest des Geldes teilte sie durch zwei: anderen Kindern kaufte sie Spielsachen und den Rest des Geldes vertrank meine Mutter im Alkohol. Auch der Stiefvater wurde Alkoholikerin. Wir Kinder haben eine Mutter, aber fast jeder einen anderen Vater.

Die Krone berichtet am 4.6.2017

Der Missbrauchsfall um eine junge Salzburgerin sorgte einst für Schlagzeilen. Jetzt will die Frau anderen Vergewaltigungsopfern helfen. Sie ist Mitbegründerin von www.assistenzhundezentrum-oesterreich.at

 

"Die Wunden heilen nie...."

Viel Ruhe, ihre Hunde - und die Natur. "Das brauche ich, um seelisch halbwegs im Lot zu sein. Darum hat sie sich in dieser einsamen Gegend in Salzburg angesiedelt. In einem Dorf, mit vielen Wiesen und Wäldern rundum.

Vor den Fenstern ihres Hauses sind die Jalousien herunter gelassen, auch untertags. Vielleicht, weil sie sich dadurch beschützt fühlt, vor der Welt draußen?

 

"Manchmal habe ich noch Panikattacken"

"Ich habe es einfach satt", erklärte mir die 27 jährige "mich vor irgendwem rechtfertigen zu müssen." Dafür, wenn sie "eine schlechte Phase" hat, an Depressionen und Panikattacken leidet. Weil in ihr plötzlich wieder die Erinnerungen so stark werden, an die grauenhaften Verbrechen, die an ihr begangen worden sind.

Als 16 jährige war sie 2006 Hauptzeugin in einem aufsehen erregenden Prozeß. Gegen einen Hundetrainer, beschuldigt der Vergewaltigung an ihr und weiteren drei Minderjährigen. Ebenfalls auf der Anklagebank saß seine Ehefrau, unter dem Verdacht der Beitragstäterschaft.

Sie wurde im Zweifel freigesprochen, der Mann zu 24 Monaten Haft, davon acht unbedingt, verurteilt. Doch er blieb in Freiheit, mit Fußfessel. Ein schwerer Schlag für die Opfer. "Die Strafe stand in keiner Relation zu dem, was er uns angetan hat".

 

"Er sagte, seine Taten wären Liebesbeweise"

Mit elf war sie, ein Kind aus desolaten Familienverhältnissen, in die Fänge ihres Peinigers geraten. In einem Hundesportverein, wo sie oft mit ihrem Tibet-Spaniel "Bello" war.

"Ich konnte gut mit diesem angeblich so tierliebenden Mann reden." Über Ihre Probleme daheim.

"Als ich 14 war, bot mir seine Frau an, zu ihnen zu ziehen. Ich willigte überglücklich ein. In geordneten Verhältnissen zu leben, das ist doch mein größter Wunsch gewesen."

"Und alles sei ja prima angelaufen. Die beiden verhielten sich fürsorglich zu mir. Dadurch merkte ich zunächst nicht, wie sehr sie mich von der Umwelt abschotteten. Bloß in die Schule durfte ich noch gehen."

Langsam begannen anschließend die Übergriffe: "Der Mann begrapschte mich, gab mir Zungenküsse." Später musste das Mädchen beim ihm und seiner Gattin im Bett schlafen: " Da kam es dann zu den Vergewaltigungen."

Die Redakteurin fragt: Haben Sie sich nie gewehrt? Antwort: "Selten. Weil ich Angst hatte, meine Ersatzeltern zu verlieren." Auch: weil der 'Vater' ihr suggerierte, seine 'Taten' wären 'Liebesbeweise'. Und weil er mir im Falle eines Verrates mit Mord drohte." Also übte sie sich im verdrängen.

"Doch nach einem Jahr Martyrium gelang es mir nicht mehr, die Realität auszublenden, und ich flüchtet aus dem Haus des Paares."

Zu ihrer Mutter. "Ich wußte nicht, wie ich mit dem Geschehenen fertig werden sollte. Und vertraute mich einer Freundin aus dem Hundesportverein an. Sie erzählte mich anschließend, das sich mein Peiniger auch an ihr und noch ein paar Mädchen vergangen hatte."

Anschließend erfolgten Anzeigen bei der Polizei, anstrengende Vernehmungen, Beschimpfungen von Bekannten des Beschuldigten, sein Leugnen. Am Ende das Milde Gerichtsurteil.

 

"Nur wenige Menschen verstehen mein Leid"

Und danach? "Fing ich damit an, mein Trauma zu verarbeiten." Ein wenig mit Psychologen, "Für eine umfassende Therapie reichte die mir zugesprochene Entschädigungssumme nicht aus."

Besser hätten ihr aber ohnehin "Gespräche mit Frauen - die Ähnliches erlebt haben wie ich - getan, weil nur sie wirklich verstehen, welch tiefe Spuren ein sexueller Mißbrauch an der Seele hinterläßt."

"Unendliches Mitleid empfinde sie für die ständigen neuen Vergewaltigungsopfer, über die sie in Zeitungen lese, wie etwa über die 15 jährige Tullnerin."

Darum hat sie jetzt mit zwei Schicksalsgenossinnen einen Verein gegründet, um anderen Betroffenen in ihrer Not beizustehen.

Auf der Webseite wird um Spenden gebeten "Denn wir wollen Hunde kaufen und sie dazu ausbilden, Angstschweiß zu erschnüffeln, damit sie in Folge beruhigend auf Traumapatienten wirken können."

Sie selbst mache immer wieder diese Erfahrung: "Wenn ich besonders down bin, spüren das mein 'Bello' und mein 'Dartagnon'. Sie kuscheln sich an mich, und wenn ich sie streichle, fühle ich mich gleich ein bisschen wohler."

 

Die Salzburgerin hat Zeitungsberichte zu ihrem Drama gesammelt:

"Die Unterstützung der 'Krone' tat mir gut."