Im Buch Schnelles Denken, langsames Denken steht auf Seite 280/281:

Geburtshelfer wußten seit jeher, dass ein Neugeborenes, das innerhalb weniger Minuten nach der Geburt nicht normal atmet, ein hohes Risiko hat, einen bleibenden Gehirnschaden zu erleiden und zu sterben. Bis die Anäthesistin Virginia Apgar im Jahr 1953 ein neues Verfahren einführte, verließen sich Ärzte und Hebammen auf ihr klinisches Urteil, um festzustellen, ob ein Neugeborenes in akuter Lebensgefahr schwebte. Einige achteten auf Atemprobleme, während andere überwachten, wie schnell das Neugeborene zu schreinen anfing. Ohne standatisierte Verfahren wurden Gefahrenzeichen oft übersehen, und viele Neugeborene starben.

Eines Tages beim Frühstück fragte ein Assistenzarzt Dr. APGAR, wie sie den Gesundheitszustand eines Neugeborenen systematisch beurteilen würde. "Das ist leicht" antwortete sie. "Man würde folgendermaßen vorgehen." Apar schrieb fünf Variablen (Herzschlag, Atmung, Refelx, Muskeltonus und Hautfarbe) und drei Punkte auf (0,1 oder 2, je nach der Robustheit jedes Zeichens). Als Apgar erkannte, dass sie womöglich eine bahnbrechende Entdeckung gemacht hatte, die in jedem Kreissaal angewendet werden konnte, begann sie, Neugeborene eine Minute nach dieser Regel zu beurteilen. Ein Neugeborenes mit einer Gesamtpunktezahl von mindestens acht war rosig, strampelte, schrie, grimassierte und hatte einen Herzschlag von mindestens hundert Schlägen pro Minute - war also in guter Verfassung.

Ein Neugeborenes mit einer Punktzahl von höchstens vier war wahrscheinlich bläulich, schlaff, passiv und hatte einen langsamen oder schwachen Puls - es musste also sofort intensivmedizinisch behandelt werden (oder der Mutter zur Sterbebegleitung übergeben werden*). Mit dem Apgar - Score verfügte das medizinische Team in Kreißsälen über konsistente Standarts zur Beurteilung des Gesundheitszustandes des Neugeborenen. Die Formel gilt als bedeutender Beitrag zur Senkung der Säuglingssterblichkeit. Der Apgar-Test wird noch heute tagtäglich in jedem Kreßsaal angewandt. Atul Gawandest jüngstes Werk The Checklist Manifesto: How To Get Things Right  liefert viele weitere Beispiele für den Nutzen von Checklisten und einfachen Regeln.

Es geht u.a. um die Aussicht auf (Forschungs- und Auslastungs) Erfolg aus Sicht der Medizin.

Beispiel 17.7.2014 Krone: Engpass in der Baby - Station - Notfallplan soll AKH entlasten

Der Kreißsaal überlastet, zu wenig Hebammen, Geburten - Boom: Der Wiener Krankenanstaktenverbund (KAV) hat einen Notfallplan zur raschen Entlastung der Baby - Station am AKH erstellt: Mütter mit "Normalgeburten" sollen - wenn irgend möglich - in anderen Gemeindespitälern entbinden. Eine zentrale Info- und Servicestelle für Patientinnen ist angedacht. Die Entbindungen im AKH werden auf 2500 (Risikogeburten*) pro Jahr begrenzt. Zudem sollen freie Hebammen die Personalnot in Wiens größtem Krankenhaus vorübergehend lindern.

* eingefügt von Gunnhild Fenia Tegenthoff, siehe auch Sternenkind Marlene oder Fixiert in Parafin.