Meine lieben Freunde,

dies ist ein Brief an Euch, die Ihr im Begriff steht, ein Kind zu verlieren. Wir sind so vielen Müttern und Vätern auf dieser schwierigen Reise gefolgt und haben Sie begleitet. Zahlreiche Bücher von Dr. Elisabeth Kübler-Ross handeln von den Sorgen, die sie ausgedrückt haben und von den Lehren, die wir empfangen haben.

Während Euer Kind schwächer wird und dem Tode näher rückt, fragt ihr euch vielleicht, wieviel ein Kind von dem möglicherweise tötlichen Ausgang seiner Krankheit erfahren soll. Ich sage 'möglicherweise', weil Dr. Elisabeth Kübler-Ross Zeugin vieler Wunder wurde.

Alle Kinder wissen (nicht bewußt, aber intuitiv) über den Ausgang ihrer Krankheit Bescheid. Alle Kleinen sind sich dessen bewußt (nicht auf interlektueller, sondern auf spiritueller Ebene), wenn sie dem Tode nahe sind. Sie fragen manchesmal: "Mami, muss ich sterben?" Oder sie spüren, das ihr als Eltern und Großeltern nicht in der Lage seid darüber zu sprechen oder auch nur daran zu denken. Ältere Kinder schreiben gelegentlich einen Brief, ein Gedicht oder füllen einige Seiten ihres Tagebuches. Sie vertrauen sich vielleicht einem (imaginären) Freund oder einem besonderen Menschen an, der nicht unbedingt zur Familie gehört und deshalb besser im stande ist, ihre oft symbolische Sprache zu verstehen.

Wenn sterbende Kinder im Krankenhaus einem Zimmergefährten oder einen Spielkameraden haben, teilen sie einem anderen kranken Kind oft ihr eigenes Wissen mit. Wenige Erwachsene erfahren je wie viele Geheimnisse auf diese Weise mitgetelt wurde.

Jeder Mensch, ob groß oder klein, braucht einen Menschen, dem er sich anvertrauen kann. Kinder wählen oft die unwahrscheinlichste Person: eine Hilfsschwester, eine Putzfrau oder manchesmal ein behindertes Kind, dass sie im Rollstuhl besuchen kommt.